Geschichte

Blicken wir einmal zurück in das Jahr 1897, so treffen wir auf drei Frauen aus Kröffelbach, die sich in einer Zeit der starken “pietistische Bewegung” regelmäßig trafen, um die Bibel zu lesen, über das Gelesene zu sprechen und zusammen zu beten.
Elisabeth Wagner, geb. Bangel, Elisabeth Guterding und Luise Ebert wurden so letztlich zu Begründerinnen zunächst einer Evangelischen Gemeinschaft in Kröffelbach, wie sie auch in etlichen anderen Dörfern entstanden. Durch ihre offene Art, über ihren Glauben im Dorf zu sprechen und unter viel Gebet wurden auch andere Kröffelbacher zum Glauben an Jesus Christus geführt. So kamen Heinrich Guterding, Wilhelm und Margarete Guterding, Heinrich und Elisabeth Maurer, Christian Ebert und Peter Bangel zur kleinen Gemeinschaft dazu. Der Kreis traf sich im Haus von Christian Ebert, bei Maurers und später bei Peter Bangel.

Schon kurz nach dem 1.Weltkrieg im Jahr 1918 betreuten sogenannte “Boten” der “Evangelischen Gesellschaft für Deutschland” die kleine Gemeinschaft in Kröffelbach. Die “EG” mit Sitz zunächst in Wuppertal, heute in Radevormwald, war bereits im Jahre 1848 gegründet worden, als ein Verband, der die vielerorts entstehenden, pietistisch geprägten, evangelischen Gemeinschaften sammeln wollte und das Ziel hatte, das Evangelium von Jesus Christus in Deutschland zu verbreiten. Pfarrer und Prediger der EG besuchten auch die Gemeinschaften im Raum Wetzlar, predigten in den sog. “Gemeinschaftsstunden”, besuchten die Gemeindeglieder zu Hause, wohnten vorübergehend in den Dörfern und halfen auch manchmal mit bei der landwirtschaftlichen Arbeit. Von diesen Männern ist besonders Karl Trippler zu nennen, der regelmäßig zu Gottesdiensten von Rechtenbach aus zu Fuß nach Kröffelbach kam.

Die junge Gemeinschaft in Kröffelbach hatte das Anliegen, ihren frohmachenden Glauben auch Mitmenschen näherzubringen. So veranstalteten Kröffelbacher Christen bereits 1923 eine Evangelisation in der Kröffelbacher Kirche. Redner war Pfarrer Kaiser aus Heidelberg. Insbesondere bei weiteren Evangelisationsveranstaltungen mit den Evangelisten Etschel, Windgassen (1928) und Gräser (1932) trafen viele Menschen in Kröffelbach eine Entscheidung für ein Leben mit Jesus. Ganze Familien wurden Christen durch persönliche Glaubensentscheidungen. So wuchs die Gemeinde und entwickelte ihre eigenen Strukturen. Die Gemeinde wurde rechtlich auf die Basis eines eingetragenen Vereins gestellt und nannte sich “Evangelische Gemeinschaft für Jugendpflege e.V.”. Ein Vorstand wurde gewählt, der die Gemeinde vereinsrechtlich leitete, vor allem aber nach den Prinzipien der Bibel geistlich führte.

Die Männer im Vorstand hatten nun die Aufgabe, die Entwicklung der Gemeinde zu fördern. Mancherlei Probleme waren auch zu bewältigen. So ist für viele sicher unvergesslich die Zeit der NS-Diktatur ab 1933. Einer Diktatur, die das Heil bedingungslos ihrem Führer Hitler zusprach und es nicht duldete, daß Christen nur in Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der für die Schuld der Menschen am Kreuz gestorben ist, ihr persönliches Heil sehen. Die Bibel lehrt uns über Jesus: “In keinem anderen ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.” Apg. 4 Vers 12. Und sein Gebot ist nicht Gewalt, sondern Liebe!

Viele Christen in Deutschland mußten zusammen mit unzähligen Opfern des NS-Regimes für dieses Bekenntnis sterben. Es ist auch aus heutiger Sicht nachvollziehbar, wie behutsam und vorsichtig die damaligen Verantwortlichen um Karl Guterding die Gemeinde führen mußten, um staatlicher Verfolgung zu entgehen. Die Erinnerung daran muß uns mahnen, uns nicht als Menschen über Gott erheben zu wollen.

Prediger und Pastoren

Eine Christengemeinde braucht aber auch in vielerlei anderen Fragen gute geistliche Leiter, die mit dazu beitragen, daß Fehlentwicklungen vermieden werden können und ein gutes Miteinander in der Gemeinde gelingen kann. Immer wieder ist es nötig, gute, weise Entscheidungen auf der Grundlage der Bibel zu treffen. Dies ist u.a. eine Aufgabe für die hauptamtlichen Prediger und Pastoren der EG in den einzelnen Gemeinschaften und Gemeinden. Sie haben ein bibeltreues theologisches Studium absolviert und bringen gute Voraussetzungen für ein sorgfältiges Handeln in schwierigen Situationen mit. Hauptamtliche Prediger der EG in der Evangelischen Gemeinschaft Kröffelbach waren bisher: Julius Schmidt, Walter Steinberg, Ewald Schneider, Erich Latza, Wolfgang Schulz, Udo Schmidt, Wolfram Seitz, Siegfried Schnabel, Martin Weber und Matthias Ackermann.

Voller Dankbarkeit sind wir darüber, daß aus der Gemeinde auch gläubige Menschen in vollzeitliche Dienste eingetreten sind: Drei Frauen, nämlich Anna Bangel, Elisabeth Guterding und Elisabeth Veit, traten schon in früheren Jahren als Diakonissen in einen hauptamtlichen Dienst der Nächstenliebe ein. Später wurde Gerhardt Guterding nach einer Theologischen Ausbildung Prediger der EG. Irmhild Döpp war langjährig missionarisch in Pordenone/Italien und als Reisereferentin der Neukirchener Mission in Deutschland tätig. Heute nimmt Niklas Ebert als Reisereferent der Liebenzeller Mission in Deutschland eine Missionstätigkeit unter Jugendlichen und jungen Männern wahr.

“Baustelle” Gemeinde

Die Entwicklung der Ev. Gemeinschaft machte es notwendig, daß ein eigenes Versammlungshaus gekauft werden musste. Bereits 1923 erwarb der damalige Gemeinschaftsvorstand unter Vorsitz von Heinrich Lotz den Bauernhof des tödlich verunglückten Peter Bangel zu einem Preis von 65.000 Reichsmark. Die Vorgeschichte dazu war für die Gemeinde ein Wunder: Erst der Verkauf eines großen Nußbaumes, der auf dem Grundstück stand, für 120.000 Reichsmark, machte den Grundstückserwerb möglich. Nun konnte das erworbene Haus für die Zwecke der Gemeinde ausgebaut werden. Ein Versammlungsraum und eine Wohnung im Obergeschoss entstanden.

Die Gemeindearbeit wurde aber im Laufe der Jahre so vielfältig und groß, daß sich die Verantwortlichen im Jahr 1966 dazu entschlossen, das bisherige Haus zu erweitern. Unter der Leitung von Erich Hartmann, Walter Uhl und Klaus Uhl entstand damals ein recht großzügiges Versammlungshaus. Viele Arbeiten wurden von Mitgliedern der Gemeinschaft selbst erledigt. In den Jahren 1996 bis 2001 folgten in weiteren Abschnitten Umbauten und Renovierungen am Haus. In einem ersten Abschnitt ist eine neue zentrale Heizungsanlage eingebaut und die elektrische Installation erneuert worden. Eine neue Küche wurde gekauft und die Toiletten komplett renoviert. In der ehemaligen Wohnung im Obergeschoß des Gebäudes ist nun ein Bereich für die Jugendlichen ausgebaut worden. Auch die Kindergruppenräume wurden verbessert.

Seit 2008 ist die Gemeinde nun in ihrem neuen, großzügigen Haus im Rukerusweg beheimatet. Dort gibt es endlich viel Platz für die Gemeindearbeit und die Jugend- und Kindergruppen des CVJM.

Aus einer “Gemeinschaft” wird eine Gemeinde

Durch die Lehre im Neuen Testament der Bibel wird deutlich, dass Gott Gemeinde als Heimat, sozusagen als neue “Familie” der Gläubigen eingesetzt hat. Jesus Christus ist der Herr der Gemeinde und die Gläubigen versammeln sich in unzähligen örtlichen Gemeinden. Auch den Mitgliedern der Evangelischen Gemeinschaft in Kröffelbach ist im Laufe der Zeit immer bewusster geworden, dass “Gemeinschaft” miteinander zu haben nur ein Element in Gottes Sicht seiner Gemeinde darstellt und er in der Gemeinde noch viel mehr anbietet.

So ist die Evangelische Gemeinschaft in Kröffelbach im Verlaufe ihrer Entwicklung zu einer eigenständigen Gemeinde geworden, in der Kinder gesegnet werden, Trauungen, Glaubenstaufen und auch Beerdigungen durchgeführt werden und in Dankbarkeit in der Gemeinde im Rahmen des Gottesdienstes das Herrenmahl miteinander gefeiert wird.

Am 01.02.2004 gab sich die Gemeinde den Namen Evangelische Freie Gemeinde Waldsolms-Kröffelbach.